Montag, 25. November 2013

Spiel 2013 in Essen

Ich war in Essen bei der Spiel 2013! Und es war das erste Mal! Und es war voll und toll!
Aber der Reihe nach...
 
Die letzten Jahre hatte ich schon immer mal vor nach Essen zu fahren. Aber es kam immer etwas dazwischen. Schön, wenn es der Jahresurlaub war. Schlecht, wenn die Arbeit Schuld war. Aber dieses Jahr klappte es. Mittwoch nach der Arbeit zur Familie nach NRW und Donnerstag mit dem Zug nach Essen. Im Zug schon die ersten "Verrückten" (im positiven Sinne): Riesenschrankkoffer versperrten sämtlicher 4er Sitze, Sackkarren und blaue IKEA-Einkaufsbeutel des Typs "PAK-REIN" wurden in jede Ecke des Regio gestopft. Und ich nur mit einem kleinen Rucksack, dem Ticket, Hallenplan und meiner übersichtlichen Watchlist. Ich kam mir irgendwie schlecht vorbereitet vor...
Am Essener Hauptbahnhof das reinste Chaos. Die U-Bahn total verstopft. Wussten denn die Essener Verkehrsbetriebe nicht, dass Messe ist? Vielleicht sollte man ihnen das nächstes Jahr mal sagen, dann könnten sie ein, zwei Wagen mehr ankoppeln. Mit der übernächsten Bahn kam ich dann mit. Punkt 10.00 Uhr stand ich vor den Messehallen und freute mich wie ein 4-jähriger auf den Weihnachtsmann!
 

Die Spiele - eine persönliche Auswahl

Francis Drake
Die Hallen waren echt groß - und voll - und laut - und voll, aber das sagte ich ja schon. Die erste Halle, die Galeria, war ja erwartungsgemäß nicht so interessant für mich. Die deutschen Verlage kann ich in jedem Kaufhaus finden, Eurogames habe ich genug für die Spielrunden, dennoch brauchte ich bestimmt zwei Stunden für die Halle. Hier fand ich Francis Drake (Eagle Games) doch durchaus sehenswert und habe einige Zeit damit verbracht den italienischen Spielern über die Schulter zu gucken. Klassisches Bieten, um Aufträge zu erfüllen, gemischt mit Workerplacement.


Sails of Glory
White Goblin Games verbarg sich hinter Bergen von Spielen. Leider war Belgium 1831 noch nicht fertig. Ich wurde auf nächstes Jahr vertröstet. Queen Games präsentierte Amerigo an mindestens zehn Tischen. Tolle Aufmachung und gute Erklär-Bären. Ich habe ja Wallenstein und El Grande und muss sagen, dass ich diese Würfeltürme im weiteren Sinne sehr gut leiden kann. Sails of Glory (ares Games) erregte meine Aufmerksamkeit, da ich mich hier an meine alte Liebe zu Miniaturen erinnert fühlte. Leider waren alle Tische besetzt, so dass ich nur mal ein paar Bilder schießen konnte. Dummerweise habe ich vergessen, mir die Preise für die einzelnen Ergänzungen zu notieren. Das Spiel lebt meines Erachtens vom ständigen Ausbau der Flotten.

Die Halle 1 erwartete mich natürlich mit spannenden Ständen. Histogames, mit zwei Tischen vertreten, präsentierte allerdings nicht The Guns of Gettysburg - enttäuschend. Ich hatte mich schon vor der Messe gefragt, was den Boardgamegeek.com präsentieren würde und ehrlich gesagt, frage ich mich das immer noch. BGG-TV wurde dort erstellt und ich habe es mir angesehen. Gesehen - unspektakulär - fertig. Gut fand ich allerdings, dass man dort zahlreiche Promokarten und -teile erwerben konnte.

7 Days of Westerplatte
Ich besitze keines der Spiele, fand es aber eine super Idee. Stand D117 wollte ich unbedingt sehen, waren doch Admiral's Order: Naval Tactics in the Age of Sail und die Trafalgar-Erweiterung von Strategema Games ziemlich weit oben auf der Liste. Leider gab es diesen nicht. Mein erster Kauf war ein Perlsacktier namens Horst für meine kleine Tochter. Horst lebt jetzt in einem Haus aus Duplosteinen, was für einen Waschbär eher ungewöhnlich ist. G3 zeigte 7 Days of Westerplatte. Ein Titel mit dem sich vermutlich ein deutscher Verlag schwer getan hätte. Ein durchaus interessantes, kooperatives Spiel um die Eroberung der polnischen Festung 1939 für bis zu vier Spielern. Natürlich stehen wieder viel zu wenig Aktionen zur Verfügung, um die immer stärkeren deutschen Angriffen stand zu halten. Ich lernte den jungen Designer Lukasz Wozniak kennen und fand es großartig, dass er zwischen den Erklärungen auch Zeit hatte, sich mit den Leuten zu unterhalten und sein Spiel zu signieren. Ich finde die Umsetzung prima, allerdings für meinen Geschmack für etwas zu einfach.


In der Halle hatte auch Queen Games das zweite Spieletischareal aufgebaut und teilte sich diesen mit Spieleworxx. Trotz intensiver Suche konnte ich kein aufgebautes Colonialism entdecken. Statt dessen Kohle & Kolonie. Zu diesem wollte ich noch einmal zurückkehren, was ich allerdings vergaß. Naja, die Gelegenheit wird sich wohl noch mal beim örtlichen Spieledealer ergeben.
Auf zu Halle 2. Diese lockte die Rollenspiel-, Comic-, Manga- und Cosimfans. Bei Chessex erstand ich 36 sehr schicke Würfel (gelbe Punkte auf grauem Grund). Bei Highlander Spielehandel wurde Napoleon in Europe (Eagle Games) von 2001 für 249,00€ angeboten. Da musste ich echt lachen. Ein Spiel für absolute Fans mit der Fähigkeit sich eine Spielregel selber zu schreiben! Erwähnte ich, dass ich eine 'advancend NiE-Regel' verfüge, die spielbar ist...? ;-) Bei Grublin Games Publishing vertiefte ich mich erst einmal für ein paar Runden in Cornish Smuggler. Total nette Briten präsentierten ihr "Baby". Selber entwickelt und publiziert, war es ein echter Tipp. An- und Verkauf von geschmuggelten Waren aller Art, die Erhöhung des Prestiges, das Entgehen der Entdeckung und lokale Persönlichkeiten machen dieses Spiel zu einem interessanten Anwärter für die Sammlung. Bei Diablos Polacos, einem weiteren polnischen Kleinverlag, wurde mir Czas Honoru: Operacja Most III erklärt. Wäre ich ein Fan von kartenbasierenden Spielen, würde es mich sicherlich mehr begeistern. Ein Spieler versucht als polnischer Widerstand die Baupläne für die Vergeltungswaffen aus Peenemünde zu stehlen, der deutsche Spieler versucht das zu verhindern. Ich mag aber Spielbretter! Ja, auch gerne in Kombination mit Karten, aber nur Karten...? Vielmehr interessierte mich der Prototyp von 1944: Monty vs. Patton Race to the Rhine - darüber wollte der Erklär-Bär aber nicht reden. Schade. Wozu baut man es dann auf?


Cuba Libre


Weiter zu UGG, dem wohl bestausgestattesten Importeur von GMT Games, gleichauf mit Fanen. Hier verbrachte ich viel Zeit. Ich saß mit dem Erklär-Bären Christian lange zusammen und diskutierte über die COIN-Series von Volko Ruhnke und spielte zu viert ein paar Runden Cuba Libre. Wer hätte gedacht, dass der gleiche Mechanismus von Andean Abyss sich so vielfältig auswirken kann. Hier spielen Truppen und Polizei des Bastida-Regimes gegen die Bewegung 26. Juli, gegen casinokontrollierende Syndikate und natürlich Fidel Castro. Spannende Karten und durchaus starke Aktionen machen jedem Spieler das Leben schwer. Diesmal ist auch die Regierung als Bot spielbar - was wohl nicht so gut klappt. Eigentlich wollte ich ja auf Fire in the Lake - Insurgency in Vietnam mit dem nächsten Erwerb von Volkos Spielen warten, aber hier steht definitiv ein Weihnachtswunsch an. Ich sehe schon, dass ich irgendwann doch die gesamte Reihe in der Sammlung habe.


D-Day at Omaha Beach
Nach einer kleinen Auktion von Ladenhütern, an der ich erfolglos auf Imperial steigerte, baute Christian auf meinen Wunsch nach Solitärspielen D-Day at Omaha Beach von Decision Games auf. Dieses simuliert die Landung in der Normandie am 6.6.1944. Während bis zu zwei Spielern die US Truppen (1. und 29. Division) spielen können, werden die deutschen Verteidiger über einen ziemlich cleveren Bot und Karten gespielt. Wir hatten wohl ziemliches Anfängerglück bei unseren Landungen und erklommen schon bald die Klippen und schalteten die ersten Widerstandsnester und Bunker aus. Tolles Teil mit epischen Spielerlebnis. Ich habe es bestellt!

Nebenbei habe ich mir noch Maria (Histogame) angeschafft. Dieses wollte ich schon lange haben. Ein Spiel, dass man wunderbar zu dritt spielen kann und einen schizophrenen preußischen Spieler einbindet. Weiterhin wanderte A Most Dangerous Time. Japan in Chaos 1570-1584 (Multi-Man Publishing) in meinen Rucksack. Der Oda-Clan versucht dabei die Herrschaft über Japan zu erringen. Der Gegenspieler versucht das zu verhindern, wobei nach und nach weitere Clans eingreifen. Das Spiel ist No Peace Without Spain recht ähnlich, verfügt aber über die Karten und die Gelegenheit Gegner zu bestechen über einen spannenden Mechanismus. Eigentlich war ich auf Napoleon against Europe (Spielworxx) aus, aber das wäre das siebte Spiel über die napoleonischen Kriege in meiner Sammlung und auch nur zu zweit spielbar, deshalb habe ich verzichtet. Ein kurzer Blick auf Crusade and Revolution: The Spanish Civil War, 1936-39 brachte dieses auch auf meine "Interessant"-Liste, allerdings konnte man mir dazu keine weiteren Auskünfte geben, da es gerade erst eingetroffen war. Compass Games steht für durchdachte Spielmechanismen, aber ich befürchte, dass es "nur" eine spanische Kopie von Paths of Glory ist. Ich werde es bei Gelegenheit mir detaillierter ansehen und mein Urteil gegebenenfalls revidieren. Bei Fantasy En'counter fand ich noch Hearts & Minds Vietnam 1965-75 (Worthington Games). Der Preis von 80,00€ überstieg aber mein Interesse doch. Angola (Multi-Man Publishing) hätte ich auch für den Preis mitnehmen können, aber dazu konnte ich mich nicht durchringen.

Die Tabletopspiele interessierten mich nicht so sehr, obwohl ich voller Bewunderung sagen muss, dass die Landschaften wirklich toll gebaut worden sind. Die Erklär-Bären waren total motiviert und gaben sich alle Mühe, mir das Thema Nahe zu bringen. Ich fühlte mich an meine Modellbauzeiten mit zwölf Jahren erinnert, wo ich erst Uniformbücher studierte, um dann in stundenlanger Kleinarbeit diese auf die 1:35-Plastikfigürchen aufzubringen. Spätestens nach den ersten fünf Figuren verschwand der Rest halbbemalt bis zur nächsten Runde im Regal. Aber das Eintauchen in Charaktere und das Messen und Gewürfel können mich nicht begeistern.



Meine Meinung über die Spiel 2013

Da es für mich der erste Besuch war, war ich natürlich überwältigt. Es lohnte sich durchaus das Ticket im Vorfeld zu kaufen, so dass man sich nicht anstellen muss. Die Organisation ist vor Ort ist gut und die Preise - auch für Speisen und Getränke - in Ordnung. Die Nummerierung der Stände ist etwas gewöhnungsbedürftig, da sich diese nach den "Straßen" A-Q orientieren und dann nummeriert werden. Die Preise der Spiele sollte man durchaus vergleichen. So kostete Maria bei UGG 42,00€ und bei Histogame direkt 37,00€. Bei den Kleinverlagen kann man durchaus handeln und Mengenrabatt wird gerne gewährt. Es sind immer nur ein paar Euro, die man spart, aber es macht ja auch ein wenig Spaß zu handeln. Die Aussteller sind in der Regel gut drauf und verbringen gerne Zeit zu einem Schwätzchen auch abseits der eigenen Spiele. Die Erklärenden waren nach meinem kurzen Einblick gut geschult und voller Eifer bei der Sache. (Ob die Sonntag auch noch reden können?) Auch bei den größeren Ständen waren wohl auch ausreichend viele vorhanden. Meine Befürchtung, dass man an keinem Stand Gelegenheit findet selber ohne Wartezeiten zu spielen, waren völlig unbegründet. Selbst in laufenden Runden wurde man dazu eingeladen einzusteigen oder zuzusehen. Wobei immer noch mal schnell nebenbei die Grundzüge des Spiels erläutert wurden.

Mein Dank gilt den Nutzern von unknowns.de, die mir mit Tipps und Tricks im Vorfeld zur Seite gestanden haben.Vielen Dank!

Alles in allem ein gelungener Tag. Abends war ich doch ziemlich fertig. Die Zugreise aus OWL nach Essen von hin und zurück fast fünf Stunden, die vielen Stände, das viele Reden, die Lautstärke in den Hallen und der Trubel ließen mich Abends ins Bett fallen. Ich konnte nicht einmal mehr an meine drei Zuwächse denken, da war ich schon eingeschlafen. Ob ich nächstes Jahr wieder hinfahre weiß ich noch nicht. Die Strecke Berlin-Essen ist doch ein Stück Weg und eine Übernachtung will ich eigentlich auch nicht bezahlen. Aber wie sagt man so schön: Nach der Messe ist vor der Messe. Die Messe dauert vier Tage. Ein Spiel dauert 2400 Minuten...

2 Kommentare:

  1. Hallo,

    ohje, ich habe gerade Deinen Eintrag hier gefunden, als ich nach Admiral's Order im Netz gesucht habe.
    Da haben wir uns wohl verpasst. Der Stand D117 von Strategema-Games war in der kleinen Halle 2 und wurde gut besucht.
    Wie können wir denn jetzt zu einander finden?

    Wenn Du möchtest kontaktiere mich doch direkt über die Seite www.strategema-games.com oder info@strategema-games.com

    Alles Gute
    Mario Jugel

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  2. Hallo Mario,
    ich habe Deinen Artikel in der 'Manöverkritik' und vermute, dass ich von partieller Blindheit geschlagen sein musste. Das lag bestimmt an der Freude auf der Messe zu sein. Wir werden schon zueinander finden. Möglicherweise planst Du ja in 2014 eine Roadshow in Berlin... ;-)
    Ein frohes Weihnachtsfest wünscht
    Gerrit

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