Montag, 13. Juni 2016

Tonkin. The First Indochina War 1950-1954 (1)

Spiel: Tonkin. The First Indochina War 1950-1954
Teilnehmer: Emmanuel (Viet Minh), Gerrit (Frankreich)
Szenario: Szenario 6 - Na San: the first siege (training scenario)
Zeit: 12.06.2016 11.30 - 19.30



Ich hatte mir das Spiel sicherlich schon vor 2,5 Jahren gekauft. Gründe hierfür waren (wieder einmal) der interessante Konflikt und die schöne Karte. Ich hatte mir die Regeln heruntergeladen und mit Freude festgestellt, dass der Designer, Kim Kanger, auf den einschlägigen Seiten Fragen beantwortet und sich um die Community kümmert. Nichtsdestotrotz kam es über zwei vergebliche Versuche das Spiel Solitär zu entdecken nicht hinaus. Es blieben zahlreiche Fragen offen, die sich mir mit dem Studium der Hilfen und Foren nicht erschlossen.

Nun kam es endlich auf den Tisch. Mit Emmanuel hatte ich zudem einen dabei, der sich mit den Regeln schon einmal intensiv auseinandergesetzt hatte und deutlich sicherer im Umgang mit der englischen Sprache ist, als ich es derzeit bin.

Wir entschieden uns für das Trainingsszenario, um die Anzahl der Einheiten etwas zu reduzieren. Das Szenario kommt ohne die Siegpunkte und die den Franzosen feindlich gesonnenen Gemeinden aus. Ansonsten sind alle Regeln dabei. Es gibt nur drei Siegpunktfelder: Tuyen Quang (Viet Minh), Nghia Lo (Frankreich) und Na San (Frankreich), die es zu erobern bzw. zu halten gilt.



Oktober 1952
Die Viet Minh überrennen gleich Nghia Lo, bevor Verstärkung eintreffen kann (die VM sind immer zu erst am Zug). Im Anschluss konsolidieren beide Seiten ihre Truppen: die Franzosen südlich von Tuyen Quang aus Hanoi kommend, die Viet Minh zwischen bzw. in Tuyen Quang und Nghia Lo stets in Reichweite zu ihrem wichtigen Versorgungsfeld bei Thai Ngyuen, welches die Franzosen nicht betreten dürfen.

Bei Hao Binh befinden sich noch weitere Einheiten, die versuchen die Franzosen von ihren Zielen abzulenken.



November 1952
Bei Hao Binh treiben die Franzosen die Viet Minh vor sich her, die sich zwar gelegentlich dem Kampf stellen und dann durch massive Gegenangriffe Verluste herbeiführen, aber meist Richtung Westen zu entkommen suchen.

Bei Nghia Lo hat sich eine respektable französische Streitmacht angesammelt, die aber von Viet Minh in Schach gehalten wird. Bei Phu Doan (nordwestlich von Hanoi) an der Grenze zwischen Delta und Hochland stehen sich die französischen Einheiten unterstützt von Artillerie, gepanzerten Einheiten und Marinekräften und die starken Regimenter der VM gegenüber.

Die Franzosen nutzen nunmehr verstärkt ihre absolute Luftherrschaft, um die Regimenter zu unterdrücken und Verluste zu verursachen. Unbeachtet von den französischen Truppen haben sich einige VM-Einheiten aus Hao Binh gelöst und greifen überraschend Na San an. Der Angriff kann gerade noch so vereitelt werden.








Dezember 1952
Die Verluste der Franzosen sind größer als die der Viet Minh und können nicht mehr alle ersetzt werden. Zu allem Überfluss überrannten die Viet Minh auch noch das Versorgungsdepot bei Hao Binh, was zu einer Verzögerung der französischen Offensive führt.

Die Weihnachtsfeiertage verbringen die Franzosen damit die Viet Minh bei Phu Doan und Thai Ngyuen mit ihrer Artillerie und aus der Luft zu beharken. Die VM haben nunmehr auch ihre Artillerieeinheiten wieder herangebracht, die sich seit dem Oktober auf der Wanderschaft durch die Höhenlagen Vietnams befanden. Mehrere Sturmangriffe der Franzosen werden unter teilweise erheblichen Verlusten abgeschlagen und die VM weichen keinen Schritt zurück.

Bei Nghia Lo kommt ein Angriff der Franzosen bzw. auch der VM gegen Tu Le - der Rückzugsort der Franzosen - nicht voran.  Auch hier stehen sich die Einheiten eingegraben gegenüber.

Ende Silvester endet das Szenario mit einem geringen Sieg der Viet Minh. Sie besetzen zwei der drei Siegfelder.


(die schlechte Qualität tut mir leid)



So wenige Zeilen nach 6 Stunden Spielzeit. Das muss ich relativieren; wir haben für die erste Runde fast drei Stunden gebraucht, die weiteren gingen dann jeweils mit etwas über einer Stunde deutlich schneller, da wir uns die grundsätzlichen Fragen dann bereits erarbeitet hatten.



Insgesamt hat uns das Spiel schon ganz gut gefallen, aber...
- bis zum Schluss konnten wir uns die zahlreichen DRMs nicht merken. Fast zum Schluss fiel uns zudem auch noch auf, dass einige französische Einheiten in Kombination einen Moralbonus bringen. Das steht NICHT auf dem Hilfsblatt.
- die Funktionsweise bzw. der Einsatz der Versorgungsdepots (SD) und deren Zukunftsplanung geht nicht ohne weiteres aus den Regeln hervor.
- die Bewegungsregeln insbesondere beim Erreichen und Überqueren von Flüssen ist uns immer wieder unangenehm aufgefallen. Es spielt sich gerade bei diesem Punkt etwas hakelig.
- die Vor- bzw. Nachteile der einzelnen Einheitentypen (bei den Franzosen gibt es neben dem Hauptquartier tatsächlich 28 (!) Einheitentypen) - nicht jede verfügt über Sonderregeln, aber durchaus einige.



Schön dagegen und nach unserem Ermessen historisch nah, erschienen uns die Schwierigkeiten der Franzosen im Dschungel und in den Höhenlagen und die der VM im Delta. Auch die eingeschränkten technischen Möglichkeiten der VM gegen die Überlegenheit der Franzosen in diesem Bereich empfanden wir als logisch und gut umgesetzt.


Eine amüsante Bemerkung am Rande; das Szenario heißt "Na San: die erste Belagerung". In unserem Spiel gab es nur einen zaghaften Versuch Na San zu erobern, ansonsten wurde dieses Feld zu keiner Zeit aktiviert.



Emmanuel meinte nach dem Spiel nur lakonisch "hard to love". Dennoch wollen wir dem Spiel noch einmal eine faire Chance geben, da wir der Meinung sind, dass ein größeres Szenario sich durchaus realistischer spielt. Die VM können ihre Stärke und Bewegungsreichweite im Hochland besser ausspielen, wenn sie selber entscheiden können, wo sie zuschlagen. Dagegen haben die Franzosen sicherlich mehr Spaß, wenn sie die Einheitentypen auch zur Geltung bringen können, anstatt sie im 1.-Weltkrieg-Manier einfach zu stapeln und losrennen zu lassen - für große Bewegungen ist das Szenario aber zu kurz. Mir als Aushilfsfranzose ging die unglaubliche Stärke und die Fähigkeit sich Wiederzubeleben der VM-Regimenter bereits in der dritten Runde auf die Nerven. Es gibt in dem kurzen Szenario keine Alternative zu immer den gleichen Angriffen. Die Hydra war eine Blindschleiche gegen die VM - vermutlich ist das wieder historisch korrekt.



Außerdem ist der Aspekt der zu besetzenden Gemeinden (es gibt VM- und französisch-freundliche) in Verbindung mit den Siegpunkten eher ein Mehrwert als ein Hindernis, da sie einen neuen Aspekt in das Spiel bringt, den wir sicherlich nicht in seine Gänze überblicken können.



Aber diese neue Runde wird nicht innerhalb der nächsten vier Wochen stattfinden - für die Zeit gibt es sicherlich Spiele mit einem höheren (Wieder-) Spielwert - und das auch von Kim Kanger. Dien Bien Phu: The final Gamble von Kanger ist mehr "straight forward" und wohl insgesamt eingänglicher.



 Fazit: Das Spiel ist zu schön um es wieder zu verkaufen. Es ist aber auch leider nicht schön genug, als dass ich es mir gleich wieder aufbaue und für beide Seiten Strategien und Bewegungen auskundschaften möchte. Es wird seine Chance sicherlich noch bekommen. Als Vassal-Version ist es sicherlich hervorragend spielbar, da eine Kommunikation der Spieler nicht vonnöten ist und sich damit sogar besser die FoW-Regeln nutzen lassen. Während der VM einen französischen Stapel betrachten darf, sieht der Franzose nur die erste VM-Einheit. Beim Live-Spiel ist es kaum zu verhindern, dass beide Seiten eine ungefähre Ahnung haben, was sich in den Stapeln verbirgt.

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